Saturns Hammer und Sichel
Morta, die älteste der drei Schwestern Parcen, Göttinnen des Schicksals, hatte die Aufgabe, den von ihren Schwestern gesponnenen Lebensfaden eines Menschen zu durchtrennen. Ursprünglich waren die Parcen nur Gefährten der Schwangerschaft, später wurden sie durch die Übernahme der griechischen Tradition mit den Moiras, den Göttinnen des Schicksals, in Verbindung gebracht. Sowohl bei Parcen als auch bei Moiras war die älteste Schwester für das Durchtrennen der Schnur zuständig. Bei Parcen war sie für die des Lebens zuständig, bei Moiras für die Nabelschnur. Derselbe Zuständigkeitsbereich wurde auch dem altgriechischen Gott Kronos oder dem römischen Gott Saturn zugeschrieben, dem Gott der Landwirtschaft. Sein Attribut ist das landwirtschaftliche Werkzeug Sichel, das sich übrigens einmal als geeignet erwies, um seinen machtgierigen Vater um den Penis zu kürzen.

Und da kommt noch ein Gott, der sich in diese Geschichte verwoben hat, nämlich Gott Chronos aus den orphischen Kulten, der abstrakte Gott der Zeit. Laut der Geschichtswissenschaft ist Kronos wegen Namenähnlichkeit kulturell kontaminiert mit der Zuständigkeit über Zeit und Vergänglichkeit. So wurde das „Vanitas“-Moment in die Bedeutung des Kronos-Saturns eingesponnen. Vanitas dient dazu den Prahler und Geniesser daran zu eriennern, dass auch auf den freudigsten Momenten der Schatten des Todes fällt. So wurde die Assoziation zwischen dem Schnitter und dem Tod gefestigt, insbesondere mit biblischen Metaphern, in denen die Welt als Acker dargestellt wird, auf dem ein Landarbeiter Menschenleben erntet und dabei die Spreu vom Weizen trennt. Die ursprünglich ohnehin düstere Figur eines hinkenden alten Mannes mit bedecktem Kopf und einer Sichel in der Hand steigerte sich im Laufe der Jahrhunderte zu sterblichen Überresten unter dem Zahn der Zeit. Nach dem tanzenden alten Mann kommt ein mumieartiges Wesen, danach ein Skelett, und heute als Teil der Popkultur eine hohle Kapuzenrobe – immer mit einer Sense, mit der Sensenmann die Menschenseelen zu ernten hat.

Im astrologischen System ist Saturn der Cuter und Finalisator, zuständig für die Abschlussphase, das Ende, ebenso wie Morta. Deshalb sind beide Götter mit dem Attribut des fortgeschrittenen Alters ausgestattet. Saturns abstraktes Symbol hat die Form einer Sichel – das Werkzeug, mit dem dieser am Ende des uterinen und postuterinen Lebens die Verbindung zur Wohnstätte durchtrennt. So wie der Bauer die Pflanzen von der Mutter Erde trennt, indem er sie erntet, so trennt Saturn das Kind von der Mutter und die Seele von der stofflichen Welt.
Gemäß der aristotelischen Kosmologie ist er der letzte Planet in der Reihe und der äußerste der drei äußeren, centri-fugere Planeten oder Sphären jenseits der Sonne (vom Erde aus gesehen). Durch dieses topologische Extrem ist er nicht nur der einzige, der nach außen blickt, sondern ist er der Einzige, der nach außen treibt. Deshalb ist Saturn bzw. Kronos das, was sein Namensursprung bedeutet – Kronos = kraíno = Finalisator – der unheilverkündend über dem Ort des Abschieds wartet, auf dem letzten Abschnitt des Weges. Man könnte sagen, dass die Botschaft von Chronos – Bedenke, dass du nichts behalten kannst – hier ihren abschließenden Akt findet. Im Horoskop ist Saturn die Signatur für Situationen, in denen etwas aus einem Ganzen herausgelöst wird, wenn einer Person etwas weggenommen wird oder wenn sie sich selbst von etwas Größerem abtrennen muss. Es scheint, als ob hier dem mythologischen Muster der Kronos-Story gefolgt wird – die Verbannung „bis an die äußersten Enden von Erde und Meer“ (Saturn, der letzte Planet in der Reihe) oder unter Tartarus, der tiefsten Region der Unterwelt, oder auch in der späteren Tradition der euhemeristischen Interpretation als Verbannung des König von Kreta. Die Trennung des Einzelnen von der Gemeinschaft, sowie seine Isolation und Abgeschiedenheit ist eine der Konstanten in der astrologischen Saturndeutung. Wir sehen, dass das Bild des bösartigsten ‚Malefik‘, der immer vom Schluchzen des stillen Leidens begleitet wird, nicht unverdient ist. Dieser Planet hat besondere Freude daran, das Sentiment zu treffen und das loszureißen, was fein und tief verwoben ist. Er zerreißt die Verbindungsschnüre und Assoziationen, externalisiert das tief Verinnerlichte, entreißt einem materiellen und immateriellen Besitz, verwirrt seine Identifikationen und drängt ihn ins Leere.
Nicht jeder aber, der unter Saturneinfluss steht, ist am Boden zerstört. Eine Trennung muss nicht unbedingt tragisch sein. Saturn gilt auch als Erlöser, Gegengift zu den Drogen des Lebens, strenger Aufseher bei der Entgiftung von Drogenabhängigen oder Guru mit dem Haustock. Er trennt einen vom illusorischen Besitz, zerstört den verderblichen Komfort, bricht Identifikationen und Anhaftungen, ernüchtert und entlarvt den Menschen und seine Realität. Kurz gesagt stellt er sich seinem polaren Gegenstück, dem Mond, dem Planeten der Anhaftungen und Verwebungen, entgegen. Als Planet am Ende der Reihe, der dem Jenseits zugewandt ist, ist er auch der „Wächter der Schwelle“, der wie ein Wärter an einem FKK-Strand darauf achtet, dass nur Nackte durchkommen. Saturn ist auch der Schutzpatron des Wüstlings, des Einsiedlers und des klösterlichen Mystikers, der sich in kontemplative Abgeschiedenheit zurückzieht und versucht, sich gegen die Welt zu immunisieren und sich dem Himmel jenseits des Saturns anzunähern, dem „Himmel über den Himmeln“ (Basilius der Große), um im strahlenden Licht des Empyreum zu baden. So ist Sensenmann Saturn auch für mystisches (Ego)Tot zuständig. Als Planet der Dissoziation, Trennung und Distanzierung unterstützt er den Mystiker dabei, sich durch die Praxis einer distanzierten Bewusstseinssteigerung zunächst von den Resonanzen der Welt und dann von den Resonanzen des Selbsts zu lösen. Dies führt zum Erwachen, wo die Welt zum Derivat des All-Bewusstseins degradiert wird.
Und noch banaler: Als Separator bringt er nicht nur Freiheit, Weisheit oder Erlösung durch schmerzhafte Opfer hervor, sondern auch einfache, profane Freiheit. Als Schnurschneider trennt er nicht nur den, der gerne an etwas hängt, sondern auch den, der in einer ungewollten Abhängigkeit steckt. Er ist nicht nur für das tragische Exil verantwortlich, sondern auch für die Entlassung in die Freiheit. Diejenigen, die mit diesem Thema vertraut sind, werden sicherlich feststellen, dass sich diese Behauptung nicht mit der Tradition deckt, die Saturn als Grenzsetzer betrachtet. Und tatsächlich, würden wir zum Thema Saturn alte und neue Literatur eine word cloud erstellen, würden die Wörter „Einschränkung“, “Begrenzung” oder „Hinderniss“ sicherlich herausstechen. Unter Astrologen herrscht ein klarer Konsens darüber, dass Saturn der Feind der Freiheit ist und gerne Grenzen setzt. Thomas Ring bezeichnet es schlicht als „das Grenzsetzende“. Selbst Vettius Valens (2. Jh.), einer der ersten umfassenden Beschreiber astrologischer Symbole, weist Saturn „Hindernisse“ zu. Über das Einschränken hinaus werden ihm auch das Erstarren, Verdichten und Straffen zugeschrieben. Außerdem wird ihm das unangenehme Verengen zugeordnet, das bei Häftlingen an den Gliedmaßen und bei Ängstlichen und Traurigen an der Brust auftritt. Die Deutung des Saturn als Grenzsetzer dürfte ursprünglich mit seiner Grenzposition in der Planetenreihe zusammenhängen. Wie bereits erwähnt, gilt Saturn als „Hüter der Schwelle“ am Ende der Welt, an der Grenze der Immanenz, der jenseitiger Leere zugewandt. Das andere Extrem in der Planetenordnung ist der Mond und obwohl er ebenfalls ein Grenzplanet ist (erster “Himmel”), wird er nicht als Grenzwächter angesehen, weil er der diesseitigen Welt zugewandt ist.
Eine andere Sache, die Saturn diesen despotischen Akzent verleiht, ist die von den Babyloniern geerbte Planetenpolarität, bei dem anstelle der Sonne der androgyne Merkur die Polaritätsachse ist, so dass nicht der Mond, sondern Jupiter dem Saturn gegenübersteht. So muss Saturn einschränkend, quetschend, schrumpfend, erstickend sein, denn sein Gegner ist der heitere und wohltätige Jupiter, der „Archetyp der Offenheit und Freiheit“ (Romanikwiecz), ein inflationärer Planet, der durch sein Expansionsstreben Herzen öffnet, Horizonte erweitert und Beschränkungen bricht (Robert Hand). Würde diese „babylonische“ Setzung der Planetenverhältnisse irgendein Sinn ergeben, dann nur, wenn Saturn in seiner Beziehung zum inflationären Jupiter nicht als einer dargestellt wird, der drückt, erstickt und einschränkt, sondern als derjenige, der Überfluss schrumpft, entlastet, verarmt oder auf das Wesentliche reduziert. Allerdings macht auch diese Konstellation wenig Sinn. Es ist weit sinnvoller, Saturn durch die Polarität der „chaldäischen Ordnung“ abzustimmen, bei der er zum Mond und nicht zum Jupiter polar ist. Saturn hat dann die Aufgabe, dem Mond seine Werke zu entstellen. Er zerreißt die Fäden des warmen Pullovers, den der Mond mühsam gestrickt hat; er externalisiert, was der Mond verinnerlicht hat; er trocknet, was der Mond befeuchtet; er gefriert und verkrustet, was der Mond weich und empfänglich gemacht hat und bringt Distanz dort, wo der Mond Intimität geschaffen hat.
Es lässt sich aber auch elegant durch die Polarität der „Domizilordung“ stimmen, in der sie die Exklusivität besitzt, nicht einen, sondern zwei Planeten gemäß ihrer „Domos“ als Opponenten zu haben, und zwar großen leuchtenden Himmelkörper, luminaren – die Sonne und der Mond, der Vater und die Mutter. Aufgrund dieser Unverhältnismäßigkeit ist Saturn auch der Planet mit den meisten Widersprüchen, wie Klibansky, Panofsky und Saxl („Saturn und Melancholie“) feststellten, die sich auf einer tieferen Ebene wiederum harmonisch aufheben, wie G.F. Hartlaub feststellte. Aus seiner diametralen Verhältniss zu Sonne und Mond leitet sich nicht nur der Antagonismus gegenüber der Wärme und dem Lumen der Luminare ab, sondern auch seine trennende und externalisierende Rolle. Luft-Saturn oder Wassermann, also der Gegenspieler der Sonne (Vater), bedeutet Emanzipation im ursprünglichen Wortsinn: emacipatio = ex-manci-pater = Verlassen des Vaterhauses. Der irdische Saturn oder Steinbock, also der Oponent Mondes (Mutter), ist sozusagen „emanzimation“, das Verlassen der “Mutterhauses”, bzw. den (weichen und feuchten) uterinen Komfort, um in die Welt und in das Bewusstsein zu kommen – einschließlich des Nestes, des Schoßes, der Mutterbrust, aller postuterinen Abhängigkeit von der Mutter. Die väterliche Heimat zu verlassen bedeutet, sich in die Welt zu begeben, sich von der Vaterimago zu lösen, der Strenge der väterlichen Werte, die auf sozialen Status oder Sozialen Komformität zielen, wenn nötig mit einer Prügelstrafe. Deshalb wird Wassermann (Luft-Saturn), ein Zeichen, das in der Beschreibung von Vetius Valens als „Hasser der eigenen Familie“ bezeichnet wird, damit assoziiert, den frisch erworbenen Besitz der Freiheit von autoritären Zwängen zu genießen, am ursprünglisten als Vagabund (von lat. vagare = wild umherstreifen, fernab der Zwänge der Gesellschaft) oder als „fahrende Scholaren“, Goliarden, gelehrte Bohème des 12. und 13. Jahrhunderts, charmanter Schmarotzer, oder auch als Wanderer im Sinne des aufgeklärten Bildungsromans, wo Heimatwerte zurückgesetzt und neue aufgebaut werden durch persönliche Erfahrung.
Die dritte Sache ist, dass die Vision von Saturn modifiziert wurde, seit postaufklärerische Astrologen mit Erzengelnamen wie „Raphael“ den neu entdeckten Uranus im Wassermann (Saturns traditionelle Domus) platzierten und dieses Sternzeichen mit dem Virus des fantasierten Uranbedeutungen infizierten (siehe „Uranias Kinder”) – obwohl die traditionelle Domizilordnung als abgerundetes thema mundi keine Schnittstelle für die Einverleibung weiterer Planeten ließ. Damit wurde die Luftnatur des Saturns verdrängt, und es blieb lediglich ein Stalinist übrig – ein düsterer und schwerer Planet, der, wohin er tritt, nichts wächst, alles zieht sich zusammen, schrumpft, sich versteift, verdorrt. Das Gepräge des Elements Erde wurde auf beiden Seiten der Saturn-Münze eingeschlagen, sodass sie alle heitere Akzernte verlor. Kenner werden feststellen, dass die Lage auch vor diesem „Putsch“ nicht viel besser war. Stimmt, aber etwas anderes wird zumindest angedeutet. Obwohl Saturn nämlich von Beginn der Astrologie ganz chthonisch war, „irdisch“, „trocken und kalt“, der Herrscher irdischer Berufe, Bauern, Bergleute, Töpfer, Maurer, war er auch das, was er jetzt nicht ist – ein Signifikator von niedere Art von Menschen, Menschen mit schlechtem Ruf, Sklaven, Leibeigene, Eunuchen, Penner, Kuriere, Waisen, Diebe, entehrte, vulgäre, stinkende, hässliche, schmutzige sowie niedere Berufe – Hirten, Gerber, Totengräber, Masseure, Aderlasser, Eisensammler (William Lilly, Abu Ma’shar, Alcanbitius), also diejenigen, die am weitesten vom Zentrum des glitzernden Glorie, Ruhms und der Macht entfernt sind. Es passt dazu, dass die sogenannten Saturnalien, die römischen Winterfeste zu Ehren des Saturn, waren Feste, bei denen während ihrer Dauer die vertikale Organisation der Gesellschaft so weit aufgelockert wurde, dass sogar Sklaven auf ihren Herren ritten und sie saftig beschimpften, ohne dass sie sofort nach der Tel. Nummer des diensthabenden Henkers griffen.

Nun, da wir uns darauf geeinigt haben 😉 dass das Wesen des Saturns von seiner kosmologischen Grenzposition zwischen Diesseits und Jenseits oder Innen und Außen herrührt, wäre es nicht schlecht, auch zuzustimmen, dass es viel günstiger ist, ihn als Grenzbeamter für Deportation zu betrachten, anstatt ihn nur als Grenzbeamter zu betrachten, der sich darauf beschränkt, die Rampe geschlossen zu halten. Saturn ist der einzige Planet, der dem Außen gewendet ist und der aus dem System herausdrängt, im Gegensatz zum internalisierenden Mond, der nach innen zieht. Das Außerhalb des Systems kann zwar eine Zone des Exils und der Entfremdung sein, aber ebenso eine Zone der Freiheit. Für Letzteres ist es wichtig, sich daran zu erinnern, was oben besprochen wurde: Saturn ist exklusiv in seiner Doppelherrschaft. Er herrscht gleichermaßen über erdigen Steinbock wie über luftigen Wassermann. Wenn wir annehmen, dass der luftige Wassermann auch das „Haus“ des Saturn ist, dann kann sein düsteres, schweres, einengendes, „saturnine“ Bild etwas “durchluftet” werden. Luft ist freiheitlich “gesinnte” Element, und deshalb dürfte hier die Grenzsetzung nicht Saturns Thema sein, ganz im Gegenteil, er regt sogar zu Überschreiten der Grenzen an. Er ist nicht fürs Zusamendrücken und -schrümpfen verantwortlich, sondern ist im Gegenteil stimulativ für Loslassen, Nachgeben, Entspannen. Schwoll es unter Jupiter an, zog es sich unter Saturn nicht wieder zusammen, sondern platzte und löste sich. Beide Planeten sind zentri-fugere = nach außen gerichtet, da sie sich auf der hinteren Seite der Sonne befinden. Daher ist Saturn unter Luftbedingungen ein Anarcho-Planet, der Umklammerungen und Fesseln sprengt, libertäre Bestrebungen unterstützt, Aufstände gegen Einschränkungen, Normen, und jegleichen Standesgefüge anstiftet, insbesondere gegen das, was satt, fett und glitzernd ist. In mittelalterlichen bildlichen Darstellungen wie Kalendern und „Planetenkinder“ wird Saturn oft als Beschützer der Armen und Unterdrückten dargestellt, und er wurde manchmal selbst als solche dargestellt. Aber auch als Schutzpatron von Revolten und Aufständen der Unterdrückten (das Bild oben). Kronos selbst war als junger Mann ein Rebell gegen seinen machtgierigen Vater. Justin, ein Historiker aus dem ca. 3. Jahrhundert, schreibt, dass „der italische König Saturnus ein Mann von solch außerordentlicher Gerechtigkeit gewesen sein soll, dass niemand ein Sklave in seiner Herrschaft war oder irgendein Privateigentum besaß, sondern dass alle Dinge allen gemeinsam waren und ungeteilt, als ein Anwesen für den Gebrauch eines jeden; in Erinnerung dieser Lebensweise wurde es angeordnet, dass sich bei den Saturnalien Sklaven mit ihren Herren zu Tisch begeben sollten..“ Das „Vanitas„-Motiv Saturns enthält bereits Kritik an Machtgier und Eitelkeit. Saturn ist ein Planet, der Menschen zu Out-sidern, Eremiten, Asketen, Zynikern macht, sie von innen und außen her dezentriert, sie „auslöscht“, „austrocknet“, gleichmutig macht, gleichgültig gegenüber sich selbst, eigenen Reflexionen in die Öffentlichkeit, Wertsystemen, betäubt auf den Ruf des funkelnden und Auratischen. Man könnte sagen, dass im Zwielicht der Monarchien und Imperien, insbesondere als die Bolschewiki an die Macht kamen (und Saturn 1917 in den Löwen eintrat), eine „Sonnenfinsternis“ stattfand. Alle Lichter wurden ausgeschaltet oder gedimmt, alles Glitzernde und Funkelnde verschwand. Es wurde buchstäblich alles liquidiert, was mit Licht zu tun hatte – „bашa cветлость„, die Krone (kommt von corona = Licht), die bisherige herrschende Stars des oberen Standes, die Radialität der Gesellschaft, alle Glorie (= Licht) und Luxus (lux = Licht). Ein neuer, gedimmter Mensch wurde postuliert, uniformiert in grauen Arbeitskleid, eine abgeflachte menschliche Masse der Proletarier. Saturn ist der unbestechliche Equalist, der alles abflacht. So wie er am Ende des Weges die Untertanen und die Fürsten plattebnet und ebenso wie er die Seele abflacht, indem er sie in den Apátheia-Zustand führt, so ebnet er auch die gesellschaftlichen Ränge und Privilegien ein, schärft das Bewusstsein der Unterdrückten für ihre Klassenlage und plädiert sozusagen für die Einführung der no limit Saturnalien. Saturn ist ein dissoziativer Planet, genauso wie Luft ein dissoziatives Element ist. Deshalb fühlt er sich in Luft zu Hause, in seinem Domizil. Weder Saturn noch Luft mögen Monopole und Machtkonzentrationen. Beide sind Gleichmacher.
Aber, um noch frevelhafter zu sein, selbst unter irdischen Umständen ist Saturn keine Begrenzung. Auch die Erde (festförmige Zustand) enthält in sich einen Moment der Dissoziation. Wenn sich Wasserpartikel an einem Ort sammeln, verbinden sie sich sofort zu einer Union, während ein Sandpartikel jede Verbindung mit seinen Nachbarpartikeln ablehnt, selbst wenn wir sie mit aller Kraft mit unserer Faust zusammendrücken. Das Element Erde als festes Aggregatzusatand mag Risse, Krümel, Splitter und es weigert sich so rigoros sich wieder zusammenzufügen, sobald es zerlegt wurde, dass wir ihm eine immanente atomisierende „Neigung“ (Jens Soentgen) zuschreiben müssen, genau wie dem Luft/Gas, das kathegorisch Assoziationen ablehnt. Saturn ist ein Grenzplanet und bezieht sich auf Grenzbereiche. Als „Erdling“ setzt er sogar eine Begrenzung. Aber diese Begrenzung ist nicht für denjenigen innerhalb, sondern für denjenigen außerhalb der Grenzen bestimmt. Saturns harte Kruste, verhorntes Epithelgewebe ist eine verdickte Grenze, aber mit der Aufgabe, das weiche, feuchte und rezeptive innere Gewebe zu schützen. Als „Erdling“ baut eine Kruste auf, drückt aber nicht zusammen, setzt keine Limits für Handlungen. Die Rinde oder Hornhaut ist saturnhaft positioniert – am Rand und außen. Außerdem fühlt sie sich entfremdet, als etwas Äußerliches, auf der anderen Seite unseres empfindungsfähigen Inneren. Das „tote“ Rindengewebe an den Sohlen eines Dauer-Barfüßigen oder an den Hufen von Rindern ist ein externalisierter Körper, ebenso wie die Rationalität ein externalisierter Geist ist (vergegenständlichen, bewusst machen, objektivieren, begreifen), der ebenfalls stumm, entfremdet und nicht empfänglich ist. Deshalb ist Saturn in neuplatonischen, mythografischen und Renaissance-Visionen der Geist. Hier würde ich hinzufügen: Ein verkrustender Geist, wie er eben von der Lebensphilosophie imaginiert wird, als „Widersacher der Seele“ (Ludwig Klages), heisst, Widersacher des Mondes – den Planeten der befeuchtet, erweicht, verwebt und das Mechanische ins Organische übersetzt. Oder mit den Worten von Karl Jaspers: „Wie der Stengel der Pflanze, um leben zu können, einen gewissen gerüstbildenden Verholzung bedarf, so bedarf das Leben des Rationalen; wie aber die Verholzung schließlich dem Stengel das Leben nimmt und zum bloßen aparat macht, so hat das Rationale die Tendenz, die Seele zu verholzen„.
Tatsache ist, dass die Aussage des zweiten Schritts zu stark vereinfacht ist. Wörtlich genommen gilt dies nur für einen sehr fortgeschrittenen Sadhaka (für den das einstufige Modell der Selbsterforschung gilt). Für den Rest von uns kann das Verweilen im Selbst nur über einen bestimmten Zeitraum12 und nicht spontan erfolgen. Wenn wir uns alternativ auf den Begriff „spontan“ verlassen wollen, müssen wir die Aussage in einem anderen Sinne verstehen. Dann gilt die Aussage praktisch für jeden von uns. Wir werden später auf diesen Punkt zurückkommen.
Streng genommen brauchen wir für die Praxis der Selbsterforschung nicht mehr Verständnis als das, was oben über das Ich-Gefühl gegeben wurde, und einen allgemeinen Einblick in die Methode, wie sie im ersten Teil gegeben wurde. Wenn wir über ein normales Maß an Intuition verfügen, können wir die Selbsterforschung bis zu ihrem logischen Ende praktizieren. Die Praxis besteht lediglich darin, an der im Ich-Gefühl gefundenen „Verweildauer“ die ganze Zeit festzuhalten, bis schließlich die Verwirklichung erreicht wird.13 Der Zustand der Verwirklichung wird unverkennbar sein14 und wir werden daher wissen, wann wir kommen dazu. Es dauert einige Zeit, und dann setzt die frühere Dualität ein. Dann müssen wir den Zyklus noch einmal durchlaufen. Wenn schließlich alle Vasanas zerstört sind, erlangen wir die Befreiung.
Falls ein Sadhaka feststellt, dass es über seine Fähigkeit hinausgeht, das Ich-Gefühl zu erfassen, muss er nicht entmutigt sein. Er kann ununterbrochen zu einem lautstarken oder mentalen „Ich“-Japa übergehen.15 Sein Geist wird dann automatisch das Ich-Gefühl in sich erfassen. Es muss verstanden werden, dass die Praxis jedes Mal fortgesetzt werden muss, bis das Ich-Gefühl einsetzt, an dem dann festgehalten werden muss. Ohne sie hat es keinen Zweck, sich dem Ich-Gedanken nur flüchtig, wie oft auch immer, hinzugeben.
Ein nützlicher Vorschlag an dieser Stelle ist, dass der Sucher sich nicht überanstrengen sollte, um das Ich-Gefühl zu erlangen oder beizubehalten. Denn wenn der Geist aktiv wird, tritt die Intuition in den Hintergrund. Nur die Intuition kann zum Einhalten führen. Um die Intuition ins Spiel zu bringen, ist es nötig, den analytischen Verstand zu schärfen und eine entspannte Haltung einzunehmen. Es ist, als würde man sich in das „Jetzt“ des Augenblicks zurückziehen.
Der praktisch denkende Suchende kann sich daher auf der Grundlage dieser Hinweise sofort in die Praxis stürzen. Er hat dadurch alles zu gewinnen und nichts zu verlieren. Wenn der Sucher jedoch zu der neugierigen Art gehört und keinen Schritt nach vorne machen würde, bevor er nicht das Wesentliche einer Sache verstanden hat, dann muss er sich ein wenig mehr mit dem Studium befassen. Wir können davon ausgehen, dass im heutigen Cyber-Zeitalter die meisten Suchenden zu dieser Kategorie gehören würden. Wir werden ihnen zuliebe im Folgenden eine detaillierte Analyse versuchen.
ICHIdentität des Ich-Gefühls gegenüber dem Selbst; Evolution und Involution
Wenn sich das unmanifestierte Selbst zu manifestieren beginnt, strahlt sein Licht als „Ich“ oder „Aham“ aus.16 Wir können es als „undifferenziertes Ich“ bezeichnen. Bhagavan bezeichnet es oft als „Licht des Ichs“ (oder „reflektiertes Licht des Selbst“).17 Manchmal nennt er es „Licht des Ichs“ im Sinne von „das Ich, das Licht ist“.18 Die Maya Der Modus beginnt hier.
Das „undifferenzierte Ich“ teilt sich im Laufe der weiteren Entwicklung in das, was wir als „partikularisiertes Ich“ (auch bekannt als Aham) bezeichnen können, und das Objekt, Idam, auf.19 Die beiden können als das Empfindende und das angesehen werden unbewusste Prinzipien bzw. Das partikularisierte Ich sucht seiner Natur nach nach einem Objekt für seine Identität. Es ergreift also einen Teil des Idams, beispielsweise den Körper, und legt sich über diesen und bildet das „Ego“. Der Rest des Idam übernimmt die Rolle der „Welt“. Das partikularisierte Ich, das nun den empfindungsfähigen Bestandteil des Egos bildet, ist das, was wir das „Subjekt-Ich“ (d. h. das subjektive „Ich“) genannt haben. Der Teil von Idam, der den empfindungslosen Teil des Egos ausmacht, wird „Prädikat“ genannt.20 Bei der Selbsterforschung zielen wir darauf ab, diesen Evolutionsprozess genau umzukehren, indem wir das Bewusstsein auf die Skala bringen – vom Ego zum Selbst. 21 Wir nennen es „Involution“. Zwei wichtige Stufen dieses Aufstiegs sind das Subjekt-Ich (im Ich-Gefühl) und das undifferenzierte Ich.
Wenn wir die Quelle des Ich-Gedankens erforschen wollen, versuchen wir instinktiv, nach unserem Selbst zu suchen, aber da es zu „fern“ ist, erreichen wir nur das Subjekt-Ich. Es beinhaltet die Verlagerung unserer Aufmerksamkeit, die derzeit im Prädikatsteil des Egos gefangen ist, auf das Subjekt-Ich. Dabei halten wir es nicht für notwendig, den Prädikatsteil zu identifizieren, da er aus vielen Identitäten bestehen kann, die alle durcheinander liegen. Es genügt, wenn wir unsere Aufmerksamkeit lediglich auf das Subjekt-Ich richten. Die Verschiebung erfolgt dann wie gewünscht von selbst.
Unser Verweilen im Thema Ich wird zunächst von einigen Gedanken begleitet. Das ist es, was wir „das unreine Ich-Gefühl“ genannt haben. Von nun an besteht unsere Praxis darin, lediglich an der darin gefundenen Verweildauer festzuhalten.22 Die Verweildauer wird mit fortschreitender Übung immer intensiver und beständiger.23 Was die Gedanken betrifft, müssen wir nicht gezielt versuchen, sie zu kontrollieren ihnen. Wenn wir bei der Verweildauer eifrig bleiben, werden die Gedanken (und mit ihnen der Atem) mit der Zeit nachlassen. Früher war die Kontrolle der Gedanken notwendig, um zum Ich-Gedanken zu gelangen und seine Quelle zu erforschen, aber diesem Zweck wird jetzt mit dem Einsetzen des Ich-Gefühls entsprochen, und wir kümmern uns nicht mehr um die Anwesenheit oder Abwesenheit von Gedanken.24
Mit der Zeit erreichen wir ein vollkommenes, unerschütterliches Verharren im Subjekt I. Da dies darauf hinausläuft, es von seinem Prädikat isoliert zu halten, erweist sich das Subjekt-Ich als das „partikularisierte Ich“ selbst. Unser anhaltendes Verweilen, jetzt in diesem partikularisierten Ich, kommt seiner Isolation vom Idam gleich; und da es in diesem Zustand instabil ist, löst es sich in seine Ursache, das undifferenzierte Ich, auf. So gelangen wir zum Verweilen im undifferenzierten Ich. Bhagavan betrachtet dies als eine unverzichtbare Phase vor der Verwirklichung. Er bezeichnet es daher als „Waldstaat der Verwirklichung“25 und bezeichnet es oft als „Übergangs-Ich“.26 Manchmal bezeichnet er es auch als „reines Ich“.27
Wenn das undifferenzierte Ich stabil gehalten wird, wird es selbst als das Selbst erkannt.28 Das ist in etwa so. Das Selbst ist wie ein Mensch, der im Inneren seines Hauses ruht. Das undifferenzierte Ich ist wie die Person, die an der Haustür steht und hinausgehen will.29 Der Sadhaka ist wie ein Passant, der mit der Person, die an der Haustür steht, ein Gespräch beginnen kann, aber nicht mit der Person im Inneren. Wenn nun der Passant die Person an der Tür lange genug in ein Gespräch verwickelt, wird dessen Austrittsabsicht vereitelt und er wird so gut wie die Person, die sich im Haus ausruht. Ebenso wird der Drang des undifferenzierten Ichs, sich als Aham und Idam zu entwickeln, durch unsere ständige Aufmerksamkeit (oder unser Verharren darin) besiegt, und ohne diesen Drang unterscheidet es sich nicht vom Selbst.30
Aus dem oben Gesagten wird deutlich, dass das Ich-Gefühl nichts mit dem wahren Selbst zu tun hat. Aber in Teilen der spirituellen Literatur wird das Ich-Gefühl mit dem Verweilen im Selbst gleichgesetzt. Wir müssen verstehen, dass solche Passagen nur vereinfachte Darstellungen sind. Andernfalls werden wir mit der Anomalie konfrontiert, dass das Selbst, von dem bekannt ist, dass es sich jenseits des Geistes befindet,31 vom Geist wahrgenommen wird. Die Tatsache, dass wir uns anstrengen müssen, um das Ich-Gefühl aufrechtzuerhalten, zeigt auch, dass es sich nicht um einen Zustand des Verweilens im Selbst handeln kann, der bekanntermaßen mühelos ist. Darüber hinaus hat Bhagavan jede Verbindung zwischen „Gefühl“ und dem Selbst ausgeschlossen.32 Daher muss das Ich-Gefühl lediglich als Verweilen im Subjekt-Ich und nicht als Selbst verstanden werden.
Wenn wir in der Literatur Hinweise auf das Selbst in einem dualistischen Kontext sehen, sollten wir im Allgemeinen gut daran tun, sie als Hinweis auf eine Manifestation des Selbst zu verstehen (gemeinhin bekannt als „Ich“, Aham, Naan oder „reines Ich“) „) wie das Subjekt-Ich oder das undifferenzierte Ich und nicht das wahre Selbst (auch „Ich – Ich“, Atma, Taan oder „wahres Ich“ genannt). Die Aussage aus Schritt zwei der Selbsterforschung, die wir zuvor gesehen haben, kann daher (einschließlich ihres Verweises auf „Spontaneität“) so verstanden werden, dass sie sich auf eine manifestierte Form des Selbst bezieht, soweit es einen Anfänger betrifft.
Unterbewusste Prozesse in der Selbsterforschung
Wenn wir die Quelle des Ich-Gedankens untersuchen, richten wir unsere Aufmerksamkeit instinktiv vom Prädikatsteil des Egos auf das Subjekt-Ich.33 Diese beiden Teile des Egos sind durch einen „Knoten“ verbunden, der Chit-Jada genannt wird -granthi.34 Es besteht aus uralten Vasanas und gehört zur Kausalsphäre. Die Verlagerung unserer Aufmerksamkeit vom Prädikat auf das Subjekt erfordert also das Durchqueren dieser Kausalzone durch unseren Intellekt, den Akteur der Handlung. Da der Intellekt kausale Objekte nicht erkennen kann, wurde dieser Durchgang des Intellekts durch die Kausalzone mit dem Herumtasten in einem dunklen Raum an Hindernissen vorbei auf dem Weg zu einer tickenden Uhr verglichen (siehe Teil 1). Auf diese Weise wird der Knoten unbewusst durchlaufen („transzendiert“).
Wenn wir im Subjekt-Ich verweilen, fällt das Licht des Subjekt-Ich auf die Vasanas und bewirkt deren Vernichtung bis zu einem gewissen Grad.35 Da es nur ein reflektiertes Licht ist, ist seine Intensität im Vergleich zum Licht des Wahren geringer Selbst. Daher werden in diesem Stadium nur die gröberen Vasanas eliminiert. In der darauffolgenden Phase des Verharrens im undifferenzierten Ich beginnen die weniger groben Vasanas eliminiert zu werden. Wenn das Selbst schließlich erkannt wird, scheint sein direktes Licht auf die Vasanas, und daher beginnen selbst die subtilsten Vasanas zu eliminieren. Fortgesetztes Üben in diesen verschiedenen Phasen beseitigt alle Vasanas und führt zur Befreiung.
Konzept von Sphurana
Sphurana steht für das Verharren in einer Manifestation des Selbst (im Maya-Modus), wie dem Subjekt-Ich oder dem undifferenzierten Ich. Sphurana ist die Abkürzung für Aham-Sphurana, was „aus mir herausstrahlen“ bedeutet. Es ist eine bildliche Art, sich auf den flüchtigen Blick des Suchenden auf das „Ich“ (Aham) während der besagten Verweilzustände zu beziehen. Wenn wir also in das Ich-Gefühl eintreten, sagt man, dass wir Sphurana des Subjekt-Ich haben. Ein Merkmal von Sphurana ist, dass es vom Geist wahrgenommen wird. Sphurana hat also einen Anschein von Nicht-Dualität in Form von Verweilen und Dualität in Form von Wissen über den Geist.
Das Konzept von Sphurana ermöglicht es uns, die Verweildauer im Subjekt-Ich und im undifferenzierten Ich gemeinsam zu diskutieren. Dies ist von Vorteil, da wir als Sadhakas aus praktischen Gründen zu keinem Zeitpunkt zwischen ihnen unterscheiden müssen. Alles, was wir tun, ist lediglich, unsere Verweildauer beizubehalten, und sie verändert sich von selbst vom Subjekt-Ich zum undifferenzierten Ich. Auch das anschließende Verweilen im Selbst folgt von selbst, mit der Ausnahme, dass vor diesem letzten Schritt eine kurze Unterbrechung auftritt.36 Die Tatsache, dass der Intellekt in der Lage ist, die höheren Manifestationen des „Ich“ in Sphurana zu erkennen, kann aus zwei Gesichtspunkten verstanden werden . Erstens, wie Bhagavan mit einem Zitat aus Kaivalya Navaneeta sagte: „Maya kann Sat (Sein) nicht verdecken, aber sie verdunkelt Chit und Ananda.“37 Daher ist der „Sein“-Aspekt des Selbst für den Intellekt transparent und wird als Sphurana verwirklicht. Zweitens wird der Intellekt mit fortschreitender Sadhana immer subtiler.38
Bhagavan möchte, dass wir Sphurana nicht als etwas zu Außergewöhnliches betrachten. Er versichert uns: „Sphurana wird bei mehreren Gelegenheiten gespürt, etwa bei Angst, Aufregung usw.“39 In seiner reinen Form soll es unmittelbar nach dem Erwachen aus dem Schlaf für einen kurzen Moment auftreten. Bhagavan schlägt vor, daran festzuhalten, da dies ein gangbarer Weg zur Verwirklichung sei.40 Sphurana soll auch in der kurzen Zeitspanne zwischen zwei aufeinanderfolgenden Gedanken erfahren werden.41
Sphurana bleibt bei uns, von dem Zeitpunkt an, an dem wir das unreine Ich-Gefühl erreichen, bis wir kurz vor der Verwirklichung des Selbst stehen. Es stellt sicher, dass wir unser Ziel nie aus den Augen verlieren, genau wie ein Hund, der die Witterung seines Herrchens kennt, oder ein Bergsteiger mit verschwommenem Blick auf den fernen Gipfel dies nicht tun.
Anreiz zum Üben
Ein fundiertes Verständnis der Selbsterforschung ist selbst der beste Anreiz für ihre Praxis. Das Wissen, dass sich die Vasanas bereits in einem frühen Stadium des Verweilens im Subjekt-I (Ich-Gefühl) zu erschöpfen beginnen, motiviert uns, hoffnungsvoll weiterzumachen, auch wenn wir gegenwärtig nicht den himmelhohen Ebenen des Strebens gewachsen sind. Wir sind optimistisch, dass sowohl unser Anspruch als auch unsere Praxis mit der Zeit zunehmen werden. Es liegt an uns, weiter durchzuhalten und diese Hoffnung in die Realität umzusetzen.